Anfang des 13. Jahrhunderts war die „Villa Wittenloge“ ein Lehen des Bremer Erzbischofs in Besitz der Edlen von Hillingesvelt. Als im Jahre 1231 Heinricus von Hillingesvelt verstarb, verzichteten seine Erben auf ihr Lehnsrecht mit der Bitte, es dem Verdener Domkapitel zu schenken. Seitdem war ein Verdener Domherr für die Villa Wittenloge mit dem Mühlort Stemmen und seinen Bewohnern zuständig.
In alten Akten steht: „Die Kirche zue Wittelohe ist von einem Grafen zue Wittelohe fundiret in die ehre Sancti Gangolphi.“
Sie wurde bereits vor 1231 im romanischen Stil als Eigenkirche erbaut. 1523 wurde die kleine Backsteinkirche von dem Verdener Domherrn Heinen von Mandelsloh im gotischen Stil erweitert und 1523 „durch fratem Christopherum, Bischofen zue Costnitz (Konstanz) und suffraganeum der stifte Brehmen und Verden in die Ehre Gangolphi und Jacobi am Tage
Jacobi des großen (25. Juli) solenniter consecrirt (feierlich geweiht)“.
Von dieser Zeit an gehört die „Villa Wittenloge“ zum Domkapitel von Verden. Dies war nur möglich, weil der Erzbischof von Bremen, Gerhard von Bremen, auf sein Lehenrecht an diesem Dorf und der Kirche verzichtet hat.
Aus Überlieferungen wird berichtet, dass die Kirche von Rethemer Burgmännern erbaut worden sein soll. Zu denen gehörte auch der von Behr aus Klein Häuslingen, der sowohl eigene Kirchenstühle sowie Begräbnisplätze hatte.
Das Domkapitel in Verden ließ hier ab 1531 von Vikaren Gottesdienste halten. Feste Prediger gab es seit der Reformation, die ca. 1567 hier eingeführt wurde. Durch den 30-jährigen Krieg hat auch die Kirche erhebliche Einbußen erlitten.
Die Wittloher Kirchengemeinde mit den Ortschaften Wittlohe, Stemmen, Otersen und Klein-Häuslingen war man klein, doch recht vermögend. Sie nahm sich daher auch allgemeine Aufgaben an. Unter anderem unterhielt sie Küsterschulen, Feuerschutz usw.
1825 wurden 4 Anbauern von „Hinter den Brüchen“ und 1859 Neddenaverbergen und der Ortsteil Lehringen von der St. Andreaskirche in Verden dem Kirchspiel Wittlohe zugeordnet.
Durch diese vielen Zugänge wurde dann doch die alte Backsteinkirche zu klein. Nach langen Verhandlungen und reiflichen Überlegungen hat man sich zu einem Kirchenneubau entschlossen.
Das Grundstück der neuen Kirche
Ein schwerer Sturm hatte 1871 viele Häuser und deren Dächer in Wittlohe zerstört, so auch das vom Halbmeier Hinrich Tietje. Da die Gebäude auch wohl nicht mehr so gut waren, entschloss sich Tietje eine neue Hofstelle außerhalb des Dorfes aufzubauen. Die damalige Hofstelle von Tietje war dort, wo jetzt die neue Kirche steht und hatte eine Größe von 4800 qm. Darauf standen ein großes Wohnhaus, ein kleines Nebenhaus und ein Backhaus.
Am 1. Januar 1878 wurde dieses Areal für 6000 Mark von der Kirche erworben. Damit hatte man nun Platz für den geplanten Kirchenneubau. Das Nebenhaus wurde noch etliche Jahre als Wohnung verpachtet.
Kirchenneubau 1893 bis 1894
1891 hatte der Kirchenvorstand zu Wittlohe, an der Spitze Pastor Groschupf die Absicht gefasst, eine neue Kirche zu bauen. Durch die Einpfarrung von Neddenaverbergen war die Seelenzahl der Gemeinde um das Doppelte gewachsen. Dadurch war das alte Gotteshaus zu klein geworden.
Für den Neubau der Kirche war bei der Kapital-Ansammlungsanstalt für Kirchen- und Schulzwecke in Hannover ein Baufonds angesammelt worden. Jedoch dürfte der angesammelte Betrag wohl kaum ausgereicht haben.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. Juni 1893 in Anwesenheit von Landrat Dr. Seifert und Superintendent Dieckmann aus Verden, nach einer Kirchenvisitation.
Der Neubau erfolgte nach Entwürfen (Skizzen) des Architekten Börgemann aus Hannover. Die Bauleitung wurde dem Architekten Siegert übertragen. Der Bau wurde an den Generalunternehmer Zimmermeister Jacob Hellwinkel aus Otersen vergeben. Er ließ folgende Arbeiten von weiteren Handwerksbetrieben ausführen.
Zimmerarbeiten |
J. Hellwinkel, Otersen |
Maurerarbeiten |
Wolters, Verden |
Dachdeckerarbeiten |
Püllmann, Verden |
Schlosser- u. Schmiedearbeiten ….. |
Bode, Verden |
Klempnerarbeiten |
Bode, Verden |
Tischlerarbeiten |
Gebrüder Holze, Otersen |
Glaserarbeiten |
Hennings, Hannover |
Malerarbeiten |
Schmidt und Braun, Westen |
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Für diese Arbeiten erhielt der Generalunternehmer |
60.147,87 Mark |
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Die weiteren Kosten: |
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Planung: |
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Architekt Börgemann, Hannover |
4.000,- Mark |
Bauleitung: Architekt Siegert, Hannover |
1.735,35 Mark |
Tischlermeister Keitel, Hannover: |
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Altar |
1.600,- Mark |
Kanzel |
750,- Mark |
Lesepult |
40,- Mark |
Ausstattung Sakristei |
62,- Mark |
Vier Nummern-Tafeln |
80,- Mark |
Bildhauer Massler, Hannover: |
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Taufstein |
70,- Mark |
Schlossermeister Küsel, Hemelingen: |
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Eiserner Glockenstuhl im Turm |
569,45 Mark |
Beyer, Hildesheim: |
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Turmuhr mit 4 Zifferblättern und selbstständigem Betglockenwerk |
1.494,- Mark |
Winter, Hannover und Pokrantz, Hamburg: |
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Ofen mit Zubehör |
344,- Mark |
Schlossermeister Paulmann, Hannover: |
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Opferstock und 5 Opferbüchsen |
110,- Mark |
Furtwängler und Hammer, Hannover: |
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Orgel mit 17 klingenden Registern |
5.275,- Mark |
Tischlermeister Keitel, Hannover: |
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Orgelvorbau |
1.000,- Mark |
Stoffregen, Hannover |
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Kanzel- und Pulthänge |
60,- Mark |
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Summe |
77.337,67 Mark |
Die neue Kirche ist ein Kreuzbau im gotischen Stil. Sie ist massiv gebaut, gewölbt und mit Schiefer gedeckt. Im Inneren der Kirche befindet sich im Osten der Chor mit dem Altar. Südlich neben dem Chor ist die Sakristei mit vier Fenstern. Die Sakristei ist mit einem Tisch, zwei Stühlen und einem kleinen Ofen ausgestattet. Neben der Sakristei befindet sich eine kleine Kammer zur Aufbewahrung der vasa saera.
Der Altar ist aus Holz gebaut. Über dem Tisch sind vier Bilder: Abel, Melchisedek, Isaak und Aaron dargestellt. Über diesen vier Bildnissen sind links und rechts je ein Bild von Moses und Christus. Ein großes Altarbild zeigt die Kreuzigung Christi.
Die Kanzel ist aus Holz gefertigt und im nordöstlichen Eck des Schiffes der Kirche. An der Kanzel sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes abgebildet.
Die Zuhörerräume sind im südlichen und nördlichen Schiff im südlichen und nördlichen Kreuz, auf der südlichen und nördlichen Empore und auf dem Orgelboden. Diese Räume sind mit bequemen Sitzbänken, die Empore außerdem mit einem eisernen Brüstungsgitter versehen. Früher fanden bis zu 500 Kirchenbesucher in der Kirche Platz, jedoch wurde ein Teil der Bänke entfernt, u.a. auf der südlichen Empore, dort wurde Platz für den Posaunenchor geschaffen.
Die Fenster in der Kirche sind aus Kathedralglas hergestellt. Reicher ausgeschmückt sind das mittlere Chorfenster und das südliche Querhausfenster. Die Ausschmückung wurde durch Schenkung ermöglicht. Die Kosten der Ausschmückung zahlten verschiedene Anbauer aus Wittlohe, Otersen, Ludwigslust, deren Namen im mittleren Chorfenster zu lesen sind. Die Ausschmückung des südlichen Querhausfensters wurde von Herrn Baron von Behr aus Klein-Häuslingen durch Stiftung finanziert. Die Orgel steht am Westende der Kirche.
Das Bild zeigt beide Kirchen, links die ursprüngliche, rechts die 1894 neu erstellte Kirche zu Wittlohe.
Bis 1908 standen dann noch beide Kirchen nebeneinander. Man war immer noch bemüht, die alte Kirche zu erhalten, aber es wurden hierfür keine Landesmittel zur Verfügung gestellt. Im Frühjahr 1908 wurde dann das alte Kirchenschiff mit Anbauten abgebrochen.
Der Turm der alten Kirche blieb dann noch fast 20 Jahre stehen und man war bemüht, dieses Bauteil der Nachwelt zu erhalten. Da aber auch hierfür keine Mittel zur Erhaltung gewährt wurden, hat man den Turm im Winter 1927/1928 niedergelegt.
An den Standort der alten Kirche erinnert jetzt noch ein großer Findling auf dem Friedhof mit der Inschrift: „Hier stand unsere alte Kirche von etwa 1250 – 1928“
Seit dem Jahr 1973 gehören in Folge einer kirchlichen Strukturreform die Dörfer Luttum, Hohenaverbergen und Armsen zur Kirchengemeinde Wittlohe. Bis dahin wurden diese Dörfer von St. Andreas in Verden mitversorgt.
Heute stellen die Einwohner dieser Dörfer ca. 2/3 der Gemeindeglieder der St.-Jakobi-Gemeinde (2.875 Stand: 2011).
Aufgrund der großen Flächenausweitung der Kirchengemeinde wird der Gottesdienst an wechselnden Gottesdienstorten abgehalten: 14-tägig in der Kirche zu Wittlohe, an den anderen Sonntagen im Wechsel in den Kapellen in Luttum, Hohen, Armsen und Nedden.
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