Zu einem Tauftag am Fähranleger in Otersen hatte Pastor Wilhelm Timme aus der Kirchengemeinde Wittlohe eingeladen. Das Angebot stieß auf großes Interesse und viele Familien hatten sich gemeldet, um bei diesem einmaligen Ereignis dabei zu sein. Was spielt sich hier denn ab? Eine Frage, die wohl so manch einen Passanten beschäftigte, der sich zu dieser Zeit am Fähranleger in Otersen aufhielt und das Geschehen beobachtete. Mit Zoe Baeßmann, Jon Bohlmann, Sophie Ellen Dubsky,
Mathis Hauschildt, Gregor Hensen, Alex, Delina und Diana Metzker, Tomke Seifert und Nikolai Siraev wurden neun Kinder sowie ein Erwachsener in der Aller getauft.
Flusstaufen und die damit verbundenen Gottesdienste am Ufer sind immer etwas Besonderes. Bei jeder Neuauflage besuchen viele Gäste die Zeremonie, so auch diesmal. Schon Stunden vorab herrschte am Anleger reges Treiben. Der Wittloher Pastor hatte bereits mit einigen Kirchenvorstehern ein riesiges Birkenkreuz gezimmert und am Allerufer eingegraben. Mit Unterstützung der Fährmänner wurden ausreichend Sitzgelegenheiten für die Gäste geschaffen, ein Pavillon aufgestellt sowie die Lautsprecheranlage installiert.
Dann wurde es ernst. Nach und nach trafen die zahlreichen Gäste der Täuflinge ein, die in zwei Gottesdiensten das Sakrament erhielten. Unter freiem Himmel wurden mit Unterstützung von Organistin Salvija Sextro am Keyboard moderne Lieder gesungen.
In der Ansprache griff Pastor Timme dann die Frage des Täuflings Gregor auf. Wissbegierig wollte der Fünfjährige wissen: „Was bedeutet es überhaupt, getauft zu sein?“ „Durch die Taufe wird man zum Kind Gottes und Gott ist die Liebe“, lautete die zunächst knappe Antwort des Geistlichen. Dass Liebe lebensnotwendig für Menschen ist, belegte Timme abschließend mit den Egebnissen des Kasper-Hauser-Experiments.
Als sichtbares Zeichen dieses Vertrauens auf Gott empfingen die Täuflinge unter großer Anteilnahme der Gemeinde das Sakrament und wurden damit sozusagen „an Bord“ der Kirche geholt. Das war ein spannender Moment: der Wittloher Pastor stieg mit Kirchenvorsteherin Sonja Bohl-Dencker, den Täuflingen, Paten und Eltern zwei bis drei Schritte in die Aller. Dabei standen die kleinen Täuflinge knöcheltief in den erfrischenden Fluten neben dem Pastor, der sich ebenfalls barfuß in den Strom gewagt hatte, und ließen sich geduldig mit Allerwasser beträufeln. Der Talar wurde dabei schon mal von den Fluten nass, aber das ließ den Pastor ganz unbeeindruckt.
Die ungewöhnliche Zeremonie, zu der auch Petrus mit herrlichem Sonnenwetter seinen Teil beitrug, wird sicher für die Eltern und die kleinen Täuflinge im Alter von sieben Monaten bis fünf Jahren lange in Erinnerung bleiben.20. August 2016