Am 27. September 2014 fuhren wir mit einem Teil der Konfis zur Gedenkstätte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Der Ort wurde 1940 zum Lager für Kriegsgefangene gemacht. In den kommenden Jahren wurden hier dann vermehrt sogenannte Austauschhäftlinge festgehalten. Diese wollten das NS-Regime gegen Geldzahlung in das Ausland entlassen. Eine schreckliche Erpressung. Wir besuchten nicht nur das Lagergelände und das Dokumentationszentrum, sondern auch den Bahnhof, an dem die
Gefangenen mit Eisenbahnwaggons aus ganz Europa ankamen.
Vor einigen Jahren wurde dort ein Waggon der ehemaligen Reichsbahn aufgestellt, in dem man hineingehen kann. Auf dem Fußboden sind Quadrate aufgezeichnet. Jedes Quadrat macht den Platz deutlich, den Gefangene während des Transports zur Verfügung hatten. Ein wirklich enger Raum! In diesem mussten sie ohne Toilette und Nahrung oft mehrere Wochen, Tage und Nächte zubringen. Sie konnten sich nicht einmal hinsetzen. Im Lager angekommen wurden die Menschen in kleinen einfachen Holzhäusern untergebracht.
Auch hier herrschten grausige Zustände. Krankheiten und Hunger wüteten und Tausende Menschen starben.
Nach so viel Leid befreite die britische Armee am 15. April 1945 kurz vor Ende des 2. Weltkrieges rund 53.000 Häftlinge. Grund für die Kapitulation der Lagerleitung war eine drohende Krankheitsepidemie. Nach der Befreiung starben noch 14.000 Menschen an den Folgen ihrer Haft. Diese konnten aus Zeitmangel nur in Massengräbern beigesetzt werden. Die Hügel der Gräber sieht man heute noch auf dem Gelände.
Johannes Landwehr war schockiert von dem Bulldozer, der die Leichen in die Gräber schob. Tjare Müller und Kim Süßkind bewegten die Geschichten der ehemaligen Gefangenen, welche als Filmaufzeichnung im Dokuzentrum gezeigt wurden. Der enge Platz im Waggon und der lange Marsch zum Lager haben Paul Helmke besonders leidgetan.
Jede und jeder von uns hat sicher einen besonderen Eindruck von der Zeit des NS-Regimes mit nach Hause genommen und wird in Erinnerung behalten, wozu Menschen fähig sind, wenn der Hass auf andere Kulturen zur Politik wird und die Grenzen der Menschlichkeit total verschwinden.
Johannes Thalmann