Ein angemessener Ort für die wertvollen Erinnerungen
„Nichts ist authentischer als die Erinnerung, das Wissen und die Erfahrung der Zeitzeugen“, betonte Bürgermeister Wolfgang Rodewald (Foto rechts). Anlass war die Eröffnung der zeitgeschichtlichen Werkstatt im Kapitelhaus zwischen Pfarrhaus und der Jakobi-Kirche zu Wittlohe. „Unsere Geschichte entdecken – Netzwerk Kirchlinteln“ heißt das Projekt der
Initiatoren mit Pastor Wilhelm Timme und der Kirchenvorsteherin Sonja Bohl-Dencker sowie Wilhelm Hogrefe und Wilhelm Haase-Bruns.
Rodewald hatte in seinem Grußwort seine Wünsche an die Werkstatt so formuliert, dass es darum gehe, die Erfahrungen der Zeitzeugen zu bewahren sowie wichtige Ton-, Bild- und Schriftdokumente aus früheren Zeiten zu erhalten. Denn nur so könne aus der Geschichte und dem, was in der Vergangenheit passiert sei, für die Zukunft gelernt werden. Außerdem stehe die Jugendarbeit im Fokus, denn bei den jungen Menschen aus der Gemeinde soll mit dem Projekt das Interesse an der dörflichen Geschichte geweckt werden.
Die Arbeit mit der jungen Generation liegt in den Händen von Kira Georg und Daniel Brettschneider, die sich bisher schon um die Konfirmanden bemühen. „Es gibt nichts schlimmeres, als sich nicht mit den Erinnerungen der älteren Generation zu befassen“, so Daniel Brettschneider. Ihrer beider Aufgabe sei es auch zukünftig, bei der Jugend das Interesse an geschichtlicher Arbeit zu wecken. Da gebe es vielfältige Möglichkeiten, zum Beispiel bei der Digitalisierung von Dokumenten oder der Katalogisierung der Exponate zu helfen.
Im Verlauf der Feierstunde, zu der Pastor Wilhelm Timme zahlreiche Gäste im Gemeindehaus begrüßte, stellte Wilhelm Haase-Bruns eine Karte vor, auf der Ereignisse in Orten der Region miteinander verknüpft wurden, die im Zweiten Weltkrieg geschehen sind. Wilhelm Hogrefe und Sonja Bohl-Dencker informierten über eine ähnliche zeitgeschichtliche Werkstatt in Rotenburg (Foto rechts).
Pastor Timme freute sich über einige zeitgeschichtliche Exponate, die in der Werkstatt künftig ihren Platz haben werden (Foto links). Unter anderem stellte er ein einzigartiges Buch vor: das Neue Testament, aus dem Jahr 1888, mit handschriftlichen Anmerkungen (Fotos rechts).
Auch ein ungeöffneter Feldpostbrief wird später in der Sammlung im Kapitelhaus zu sehen sein.
In bewegenden Worten erinnerte als Zeitzeuge schließlich Gerhard Steinwede, der in den Jahren von 1932 bis 1952 im Pastorenhaus aufwuchs, an die damaligen Ereignisse. Sein Vater war über viele Jahre Pastor der Kirchengemeinde gewesen. Er war von 1939 bis 1945 als Soldat an verschiedenen Orten in ganz Europa eingesetzt worden. Aus dieser Zeit existiert noch ein reger Schriftverkehr, von dem ein Teil im Kapitelhaus einen würdigen Platz finden soll.
Kira Georg und Daniel Brettschneider erläuterten ihre Ideen, auf welche Weise die Geschichte der eigenen Heimat erforscht werden könne und wie zeitgenössische Dokumente aufbewahrt und mit ihnen gearbeitet werden könne. Text: Harald Röttjer, Fotos: Jutta Bönsch 26.04.2015
Die aktive Arbeitsgruppe vor dem Kapitelhaus: Herr Spöring, Kira Georg, Pastor Timme, Bürgermeister Rodewald, Daniel Brettschneider, Gerhard Steinwede, Helena Landwehr, Wilhelm Hogrefe, Wilhelm Haase-Bruns und Sonja Bohl-Dencker (von links)