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  • Bericht aus der Verdener-Aller-Zeitung vom 21.06.2014


    Sonja Butz-Georg

    1350744919-341_008_2403076_sy_verden_-3eef.jpgKreistagsfraktionen stellen Antrag für „Netzwerk Erinnerungskultur“

    Landkreis - Von Sigrun Grasekamp. Eine offene und zukunftsweisende Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts, das wünschen sich die drei Kreistagsfraktionen SPD, CDU und Grüne. „Die Diskussion in Wittlohe zum Standort des Reichsbahnwaggons hat gezeigt, wie die Emotionen bei diesem Thema



    hochkochen können“, sagte Ulla Schobert. Das sei ein Anstoß gewesen, die Arbeit der vergangenen Jahre fortzuführen und und den Antrag „Netzwerk Erinnerungskultur – aus der Geschichte der Region lernen“ zu stellen.

    Das Thema sei nicht neu. Seit 2007 wird in der Stadt, in den Gemeinden und im Kreis über die Geschichtsaufarbeitung der Region zum dritten Reich kontrovers diskutiert. Bekanntestes Beispiel ist wohl der Reichsbahnwaggon, der zu einem Symbol für die Verbrechen in der NS-Zeit geworden ist. Dieser steht zur Zeit an den BBS in Verden und gehört dem Verein für Regionalgeschichte Verden. Dieser ist in Auflösung. Der Waggon wird noch dieses Jahr in den Besitz des Landkreises übergehen.

    Die Kirchengemeinde Wittlohe hatte den Vorschlag gemacht, den Waggon in ihrem Dorf aufzustellen und ihn in die pädagogische Arbeit mit den Konfirmanden einzubinden. Bei der Informationsveranstaltung mit der Bevölkerung kochten die Emotionen hoch, das Mahnmal war nicht erwünscht (wir berichteten). „Ich wollte auch nicht, dass der Waggon so unzugänglich aufgestellt wird, war aber erschrocken von den Argumentationen, die sich manche getraut haben auszusprechen“, erinnert sich Ulla Schobert, Grüne, Vorsitzende des Kulturausschusses des Landkreises.

    Es geht den drei Fraktionen darum, die regionale Geschichte aufzuarbeiten, in Erinnerung zu rufen und daraus zu lernen. „Und dabei reicht es nicht, sich auf die Jahre 1933 bis 1945 zu konzentrieren. Denn warum sich manches so entwickelt hat, das kann man aus den früheren Jahren lernen. Wir möchten das ganze 20. Jahrhundert beleuchten“, so Wilhelm Hogrefe, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. „Die Generation, die den Zweiten Weltkrieg bewusst mitbekommen hat, stirbt langsam aus, Schriftstücke und Dokumente gehen verloren. Wenn wir jetzt nichts machen, ist es bald zu spät“, betont Hogrefe.

    In dem Antrag sind vier wichtige Ziele des Netzwerkes festgehalten: 1. Identifizierung von Gedenkthemen und Gedenkanlässen, Kenntlichmachung von Gedenkorten, Schaffung von Sammlungs- und Aufarbeitungsstätten, die pädagogische Nutzung der Arbeitsergebnisse. 2. Eine Auftaktveranstaltung zur Gründung des Netzwerkes, zu der alle, besonders Städte, Gemeinden, Kirchen, Bildungseinrichtungen, Heimatvereine, Geschichtswerkstätten, Jugendeinrichtungen sowie der Verein Wabe eingeladen werden.

    3. Vermittlung des Europagedankens in den Schulen, auch durch Schüleraustausche und Bildungsreisen.

    4. Die Kreisverwaltung wird gebeten, unter anderem helfend zur Verfügung zu stehen, zum Beispiel bei der Schaffung der Erinnerungsorte und Einwerbung der Fördermittel.

    Es solle eine Gemeinschaftsarbeit aller Interessierten und demokratischer Gruppen werden, denn bislang seien viele Aktivitäten örtlich beschränkt, die Fraktionen wünschen sich aber ein kreisweites Netzwerk. Jutta Sodys, stellvertretende Landrätin (SPD): „Uns ist schon bewusst, dass das ein schwieriger Prozess wird, aber wir wollen ein gutes Ergebnis.“

    Die Auftaktveranstaltung solle vermutlich noch dieses Jahr, nach der Sommerpause stattfinden. Jeder, der bei diesem Netzwerk mitarbeiten möchte, Ideen oder alte Schriftstücke zur Archivierung besitzt, kann sich bei Wilhelm Hogrefe, Jutta Sodys oder Ulla Schobert melden.

     

    Foto: Wilhelm Hogrefe, Ulla Schobert und Jutta Sodys unterschreiben den Antrag zum „Netzwerk Erinnerungskultur – aus der Geschichte der Region lernen“.   © Mediengruppe Kreiszeitung



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25.11.2024

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