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  • Artikel aus Verdener Nachrichten


    Sonja Butz-Georg

    Kapitelhaus Wittlohe © Karsten Klama: Kira GeorgKira Georg hält die Erinnerung an vergangene Zeiten wach

    Mit Leidenschaft für die Geschichte

    Dominik Albrecht 09.12.2016

    Politische Geschehnisse, Fortschritte in Technik und Forschung: Die Welt dreht sich schnell und wird immer komplexer. Gerade die Jugend verliert dabei immer häufiger den Blick auf die Geschichte. Kira Georg aus Hohenaverbergen jedoch nicht. Sie macht seit August ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) in der Kirchengemeinde Wittlohe und möchte ihre Zeit nutzen, um der Jugend die Geschichte wieder ins Gedächtnis zu rufen.



    Ich durchschaue dich: Kira Georg begutachtet den ungeöffneten Brief an einen vermissten Soldaten vom 28. Dezember 1944. (Foto: Karsten Klama)

    Erste Schritte in der Gemeindearbeit machte die Abiturientin des Verdener Domgymnasiums nach ihrer eigenen Konfirmation, als sie selbst künftige Konfirmanden betreute. Schon da habe sie das Ziel gehabt, junge Menschen für Geschichte zu motivieren. In den Schulen werde Geschichte ihrer Meinung nach immer seltener beleuchtet und dann auch nur im nationalen Kontext. „Ich habe das Gefühl, dass Geschichte von der Jugend immer uninteressierter aufgenommen wird. Kaum ist die Klausur geschrieben, heißt es aus den Augen, aus dem Sinn“, beobachtet Kira Georg, die den Leistungskurs Geschichte belegte. Jedoch bestehe so die Gefahr, dass sich Fehler der Vergangenheit wiederholen könnten.

    Darum hat sie sich schon früh in der 2014 gegründeten Arbeitsgemeinschaft zeitgeschichtliche Werkstatt engagiert. „Am Anfang war die Gruppe relativ wage. Nach und nach hat sich das aber konkretisiert“, erinnert sich die FSJlerin. Als sich endgültig abzeichnete, dass die Aufgaben innerhalb der Werkstatt zu vielfältig seien, um sie alle zwei Monate abends zu erledigen, wurde der Entschluss gefasst, eine FSJ-Stelle anzubieten. Neben ihrer Arbeit für die Kirchengemeinde ist Kira Georg nun also damit beschäftigt, als Teil des Netzwerkes der Erinnerungskultur mit Jugendlichen die Geschichte auf lokaler Ebene zu erforschen. „Die Zeitzeugen, die es jetzt noch gibt, leben nicht ewig. Darum sind wir dabei, Dokumente und Informationen mit Interviews und Berichten für die Zukunft zu konservieren“, beschreibt sie ihr Aufgabengebiet.

    Ein großes Projekt stellt für sie das Kapitelhaus dar. In dem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert tagte anno dazumal das Strukturgericht. Was heute Keller ist, war früher ein Gefängnis für Hühner- und Eierdiebe. „Für die Kapitalverbrecher nicht, das hätte nicht gereicht“, merkt Pastor Wilhelm Timme lächelnd an. Heute kennen es die Einwohner in Wittlohe nur noch als das Back- oder Waschhaus. 1970 wurde der Abriss erwogen. Doch statt Abrisskugeln machte sich der Kirchenvorstand Anfang der 1980er-Jahre mit Besen und Werkzeug an die Renovierung des steinernen Zeitzeugen.

    Momentan liegt das Kapitelhaus brach. „Als es in den 1980er-Jahren renoviert wurde, sollte es als Familienfreizeitstätte genutzt werden“, erklärt Wilhelm Timme. Aus diesem Grund besitzt das historische Gebäude noch heute eine Küche, ein Bad und Schlafräume im oberen Stockwerk. Aus brandschutztechnischen Gründen sei es aber nie dazu gekommen. Die Kirchengemeinde nutzt es seitdem als Gemeinderaum. „Doch damit bleibt das Kapitelhaus weit unter den Möglichkeiten, die es als Raum bietet“, bedauert Timme.

    Damit soll bald Schluss sein. Unter dem Banner des Netzwerkes für Erinnerungskultur soll aus dem Kapitelhaus ein Museum werden. Geplant seien wechselnde Ausstellung mit Dingen aus dem 20. Jahrhundert. 30 Exponate besitze die Kirchengemeinde bereits, wie Timme bestätigt. Für 95 000 Euro soll in dem Erdgeschoss ein Ausstellungsraum entstehen, während unter dem Dach ein Forschungsraum geschaffen werden soll. „Aktuell beantragen wir Fördermittel. Unsere große Hoffnung ist, EU-Mittel der Leader-Region zu erhalten“, so Timme.

    Kira Georg und Wilhelm Timme freuen sich auf die Forschungsarbeiten im Kapitelhaus. Das wohl exotischste Stück Geschichte ist ein noch ungeöffneter Brief vom 28. Dezember 1944. Der Brief einer Familie an den Sohn und Soldaten Alfred Joost. „Der Brief ist zurückgekommen mit dem Vermerk ,vermisst' “, zeigt Timme auf die Anmerkung auf dem Umschlag. „Er ist zum Glück nie entsorgt worden, sondern in die Hände eines Philatelisten aus Verden gelangt“, erklärt er weiter. Als Projekt soll der Umschlag mit Jugendlichen geöffnet werden. „Für uns zeichnet sich Forschungsarbeit nicht nur durch das Lesen von Geschichtsbüchern aus, sondern dadurch, dabei zu sein und selber Geschichte zu entdecken“, beschreibt der Pastor. Auch wenn die Öffnung des Briefes ein ganz besonderer Moment für ihn sein werde, jucke es ihn noch nicht in den Fingern: „Als Kind habe ich öfter Mal Adventstürchen aufgemacht, bevor der Tag kam, aber das hier macht man ja nur einmal.“

    Arikel aus den Verdener Nachrichten vom 9. Dezember 2016

     



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