Braucht es einen neuen Martin Luther?
Gern erinnern wir uns an die 95 Thesen, die Martin Luther an einem 31. Oktober vor langer Zeit an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat. Das Jahr der Feierlichkeiten von 500 Jahren Reformation wird eingeläutet. Unzählige Aktivitäten werden im nächsten Jahr zur Erinnerung und Würdigung des Reformationsgeschehens stattfinden.
Die ehemalige Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche, Frau Dr. Margot Käßmann, ist seit Langem „Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, für das Reformationsjubiläum 2017“ und bereist in dieser Funktion viele auch nicht christliche Länder.
Die Erinnerung an das, was in Deutschland vor 500 Jahren seinen Anfang nahm, ist gewaltig, sogar eine neue Übersetzung der Lutherbibel wird zu diesem Anlass herausgegeben. Wir feiern das große Reformationsjubiläum auf Hochglanz in ganz vielen Zusammenhängen.
Soweit ich weiß, hat Martin Luther 1522 – mitten in der Reformation, über sich selbst Folgendes gesagt: „Ich bitte, man wollt meines Namens geschweigen und sich nicht lutherisch, sondern Christen heißen. Was ist Luther? Ist doch die Lehre nicht mein. So bin ich auch für niemand gekreuzigt. Wie käme denn ich armer stinkender Madensack dazu, dass man die Kinder Christi sollte mit meinem heillosen Namen nennen?“
Luther spricht von sich selbst als stinkenden Madensack. Das ist mal kein Hochglanzgedanke. Kein Personenkult um ihn selbst. Jeder Mensch hat die Möglichkeit des persönlichen Zugangs zu Gottes Liebe, weil es die Bibel in seiner Sprache gibt. Das ist Luthers größtes Werk. Das gilt es zu feiern. Einen neuen Luther bedarf es nicht. Menschen, die seine Lebensleistung für sich in Anspruch nehmen sehr wohl!
Wilhelm Timme, Pastor im Oktober 2017